Altdorf packt seine Chancen

Altdorf — Der Urner Hauptort wandelt sich: Mit dem Kantonsbahnhof entsteht ein neues Zentrum, während sich im Dorfkern weitreichende Veränderungen abzeichnen. Gemeinde, Kanton, Tourismus und Gewerbe setzen sich gemeinsam dafür ein, die Entwicklung zu ­nutzen – zu ­einem attraktiven Altdorf für ­Wirtschaft, Bevölkerung und Gäste.
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image 30 , Juni 2019
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tinto ag
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Valentin Luthiger, zVg
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In schnurgerader Linie wollten die Chefingenieure die Gotthard-Bahnlinie 1882 von Flüelen nach Erstfeld führen. Aus diesem Grund kam der Bahnhof Altdorf an seiner heutigen Stelle zu liegen – an einem zu jener Zeit weit abgelegenen Standort. Mit der über 1 Kilometer langen Bahnhofstrasse verband man schliesslich die Station mit dem Dorf. Und genau diese Strecke, von den Perrons bis zum Zentrum, wird nun für den Urner Hauptort erneut zu einer Herausforderung. Doch diesmal entsteht daraus auch eine Chance. Dann nämlich, wenn mit dem Fahrplanwechsel Ende 2021 der Kantonsbahnhof realisiert ist und dieser zum Tor für alle wird, die mit dem öffentlichen Verkehr nach Uri reisen. «Wir wollen die Zugreisenden empfangen und sie zu einem Besuch in Altdorf motivieren», erklärt Gemeinderat Andreas Bossart. Wie dies geschehen soll, dazu gibt es derzeit eine Menge Ideen. Da ist die Rede von einem touristischen Besucherzentrum vor Ort, von einem selbstfahrenden Fahrzeug und Inszenierungen entlang der Bahnhofstrasse oder auch von einer Personenunterführung unter dem Bahnhofplatz. Und manchen mag beim «Brainstormen» wohl auch das Tram wieder in den Sinn kommen, das einst vom Telldenkmal zum Bahnhof Flüelen führte. Doch was davon ist pure Träumerei und welche Ideen sind machbar oder werden wirklich umgesetzt? Eines sei hier bereits vorneweg gesagt: Die Lösung für eine optimale Verbindung von Kantonsbahnhof und Dorfkern ist noch nicht gefunden. «Wir begreifen die Aufgabe aber als einzigartige Gelegenheit, aus der wir möglichst viel für Altdorf herausholen wollen», ergänzt Andreas Bossart. 

In die Offensive 

Die Entwicklung des Bahnhofs zur neuen Verkehrsdrehscheibe für den öffentlichen Verkehr im Unteren Reusstal ist nicht das einzige Grossprojekt, das in den nächsten Jahren realisiert wird und das für Altdorf einen wesentlichen Wandel mit sich bringt. Der Kantonsbahnhof reiht sich vielmehr in eine ganze Handvoll weit fortgeschrittener Generationsprojekte ein – von der West-Ost-Verbindung (WOV) mit ihrer Entlastung vom Durchgangsverkehr über die Werkmatt mit ihrem Potenzial von bis zu 1000 neuen Arbeitsplätzen bis zum Bahnhofsplatz an sich, bei dem neben dem sechsgeschossigen Neubau der Urner Kantonalbank auch Überbauungen an der Reussacherstrasse und auf der Strickermatte zur Wohn- und Gewerbenutzung geplant sind. «Alle diese Projekte beeinflussen die Zukunft der Region Altdorf stark», resümiert Gemeindepräsident Urs Kälin. Mit den Perspektiven und dem Wandel, den sie mitbringen, setzen sich derzeit diverse Akteure auseinander. «Um diese besser zu koordinieren, die Kräfte zu bündeln und die Massnahmen optimal aufeinander abzustimmen, hat die Gemeinde die Entwicklungsoffensive Region Altdorf als Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen», führt Urs Kälin aus. Eine Koordinationsgruppe nimmt sich darin den drängenden Themen an und eruiert den konkreten Handlungsbedarf. Sie besteht aus Vertretern der Volkswirtschaftsdirektion, der Auto AG Uri, von Tourismus, Gewerbe, Gastronomie und Liegenschaftsbesitzern im Dorfkern sowie der Urner Kantonalbank und der ­Gemeinde Altdorf. Geleitet wird das Gremium von Gewerbecoach Roman Schön. Die wichtigen Anliegen und Empfehlungen der Gruppe sollen in künftige Bauvorhaben einbezogen und nach Möglichkeit berücksichtigt werden. 

Potenzial für Aufenthalt und Konsum 

Seit Februar 2019 ist die Koordinationsgruppe aktiv. Zum Start ihrer Arbeit konnte sie sich auf eine Studie stützen, mit der sich die Gemeinde ein Bild über die Besucherströme in Altdorf verschafft hatte. «Die Ergebnisse zeichnen unter anderem ein deutliches Bild davon, was das Gewerbe seit geraumer Zeit beschäftigt und uns künftig noch stärker fordern wird», erklärt Seppi Imholz. Der Präsident von Neues Altdorf, der Vereinigung der Gewerbebetriebe, meint damit den steigenden Druck auf die Läden und Firmen im Dorfkern durch den Online-Handel und die Digitalisierung von Dienstleistungen. Es wird erwartet, dass sich diese Belastung mit der Realisation des Kantonsbahnhofs noch verstärkt, da dann ein zweites Zentrum entsteht und ein weiterer Teil des Handels vom Dorfkern weg verlagert wird. Die Studie zeigte gleichzeitig aber auch auf, dass noch viel Potenzial für Aufenthalt und Konsum sowie für zusätzliche Veranstaltungen und Attraktionen besteht. Entscheidend sei dabei, dass das Dorf seine Magnetwirkung behalte und ausbaue, sagt Seppi Imholz. «Bereits heute haben wir ein in Uri einzigartiges Angebot in den Bereichen Kultur, Unterhaltung, Bildung und Sport zu bieten. Indem wir die Aufenthaltszone attraktiv gestalten, können wir diese Funktionen und das Gewerbe hier behalten.» 

Richtig informiert und gelenkt 

Ein erster Schritt für die Aufwertung der Kernzone ist mit dem Projekt «Altdorf Innerorts» bereits aufgegleist. Es verfolgt die Entwicklung der Schmiedgasse zu einer verkehrsarmen Begegnungszone. Auch an einem Parkleitsystem, das die Wahrnehmung von zu wenigen Parkplätzen im Altdorfer Zentrum korrigiert, arbeitet die Gemeinde. Gemeinsam mit dem Kanton und Uri Tourismus entsteht aktuell zudem ein Konzept für den Besucherempfang am Kantonsbahnhof. «Hier wird künftig der Erstkontakt mit den öV-Reisenden stattfinden. Das ist für den ganzen Kanton entscheidend», sagt Christian Raab, Leiter des Amts für Wirtschaft und öffentlichen Verkehr beim Kanton Uri, der sich ebenfalls in der Koordinationsgruppe engagiert. Nach und nach verdichten sich solche und weitere Massnahmen in diesem Gemeinschaftsprojekt und zahlen alle auf dasselbe Ziel ein: Nämlich die Chancen für den Urner Talboden proaktiv zu nutzen und die Impulse im Sinne der Einwohnerinnen und Einwohner sowie für die Gäste wahrzunehmen.

Ihr Input ist ­gefragt!

Wie sieht Ihre Vision für Altdorf aus? Welche Ideen haben Sie für eine optimale Verbindung des Kantonsbahnhofs mit dem Zentrum rund ums Telldenkmal? Die Gemeinde Altdorf ist gespannt auf Ihren Input. Roman Schön, Leiter der Koordinationsgruppe «Entwicklungsoffensive Region Altdorf» sowie Gewerbecoach, freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme: info@gewerbe-coach.ch oder 041 872 08 72. 

Urs Kälin
Gemeindepräsident
Andreas Bossart
Gemeinderat
Seppi Imholz
Präsident Neues Altdorf
Christian Raab
Vorsteher Amt für ­Wirtschaft und ­öffentlichen Verkehr

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