Sicherheit entscheidet – RUAG entschärft und entsorgt

Altdorf — RUAG nimmt in Altdorf eine wichtige Rolle wahr und leistet damit einen wesentlichen Beitrag für die Sicherheit im Kanton Uri, aber auch für die gesamte Schweizer Bevölkerung. Ein eingespieltes Team von 24 Fachkräften und Experten entschärft ­Munition, Munitionskomponenten sowie Explosivstoffe und garantiert deren umwelt- und fachgerechte ­Entsorgung.
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image 34 , Juni 2021
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tinto ag
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Die RUAG AG mit insgesamt 14 Standorten in der Schweiz verbindet eine lange Tradition mit dem Kanton Uri. Am Standort der früheren Schweizer Munitionsfabrik in Altdorf werden seit nunmehr knapp 30 Jahren Munition, Munitionskomponenten sowie Explo­sivstoffe delaboriert – also pro­fessionell auseinandergebaut – und anschliessend umwelt- und fachgerecht entsorgt. Diese Sonderabfälle stammen nicht nur von der Armee, sondern auch aus Privatbeständen der Bevölkerung. Angefangen hat alles im kleinen Rahmen: Nach einem Vorfall auf dem Sustenpass im Jahr 1992 hatte der Bund entschieden, die bestehenden Fabrikationsräume am Standort Altdorf für die Entsorgung von Munition und Sprengstoff umzunutzen. Die professionelle Delaborierung und Entsorgung von Munition, Munitionskomponenten und Explosivstoffen ist von grosser Wichtigkeit. Denn durch die professionelle Trennung der einzelnen Komponenten kann ein grosser Teil der Rohstoffe in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden. Explosivstoffe werden ihrerseits in speziellen Ver­bren­nungsanlagen umweltschonend entsorgt. Diese laufen während fünf Tagen pro Woche im Normalarbeitsbetrieb. Saisonale Schwankungen spürt das Unternehmen beispielsweise nach Abschluss von Rekrutenschulen, wo die Auftragslage erfordern kann, dass das Personal zeitweise in zwei Schichten arbeitet. Die Arbeit mit solchen Gefahrenstoffen erfordert Fingerspitzengefühl und höchste Konzentration, zumal die zu entsorgenden Komponenten teilweise noch manuell zerlegt werden müssen.

Mehrstufige Entsorgung

Je nach Produktuntergruppe erfordert die professionelle Entsorgung von Gefahrenabfällen eigene, zugeschnittene Verfahren. Zu erwähnen ist insbesondere die manuelle oder automatische Delaborierung, unter der man den Rückbau von gefährlichen Explosivkörpern in ihre Einzelbestandteile versteht. In den nachgelagerten Schritten kommen weitere Methoden zum Einsatz wie das Wasserstrahlschneiden oder die thermische Entsorgung in den Verbrennungsanlagen. Art und Aufbau ­eines Explosivkörpers geben dabei vor, welches Verfahren zu wählen ist. Bei Kleinkalibermunition erübrigt sich das Delaborieren. Sie kann direkt in den Verbrennungsanlagen entsorgt werden, erklärt Philipp Dubacher, Abteilungsleiter Munitions- und Equipmententsorgung. Geschosse grösseren Kalibers enthalten jedoch mehr Explosivstoff und müssen zwingend zunächst in ihre Einzelteile zerlegt werden. Deshalb können hier bis zur vollständigen Entsorgung drei oder vier Arbeitsschritte erforderlich sein, so Dubacher.

Sicherheit für Fachpersonal

Philipp Dubachers hochspezialisiertes Team besteht ausnahmslos aus langjährigen und erfahrenen Mitarbeitenden. Mit regelmässigen internen Weiterbildungen und Schulungen werden sie gefördert und perfektionieren ihre besonderen Fertigkeiten. Am Standort Altdorf hält RUAG für diese besondere Aufgabe fest. Um den steigenden Kundenbedürfnissen weiterhin gerecht zu werden, sind in den nächsten Jahren sogar zusätzliche Investitionen für die Erneuerung der bestehenden Anlagen sowie für deren Ausbau geplant.

Neben der Schweizer Armee als Hauptkundin bedient RUAG seit vielen Jahren auch die Urner Kantonspolizei und weitere Polizeikorps aus der ganzen Schweiz. Adolf Hänni, Ressortchef Waffen und Sprengstoff der Kantonspolizei Uri, führt aus, wie diese enge Zusammenarbeit zustande kam: «Früher wurde sämtlicher Sprengstoff vom Forensischen Institut Zürich (FOR) abgeholt. Ab 2016 änderten sich die Prozesse. Wir haben uns damals nach alternativen Lösungen umgeschaut und sind so auf die RUAG gestossen. Seitdem werden unsere Entsorgungskontingente an Munition, Sprengstoff und Pyrotechnik regelmässig in Altdorf liquidiert.»

Wie werden solche Aufträge abgewickelt?

Philipp Dubacher: Die Kantonspolizei Uri stellt die korrekte administrative Erfassung für die Warenübergaben sicher. Die Abgabe solcher Güterklassen muss mittels diverser Formulare genau dokumentiert werden. Die Dokumente werden bei der Übergabe von uns überprüft und unterzeichnet, bevor die Ware ins Materiallager geht. Wir müssen immer genau wissen, was uns angeliefert wird. Sicherheit ist entscheidend in unserer täglichen Arbeit und hat stets oberste Priorität.

Woher kommen die Munitionsbestände?

Philipp Dubacher: Der grösste Kunde ist die Schweizer Armee, ihre Aufträge machen ca. 95 Prozent des gesamten Entsorgungsvolumens aus. Die restlichen Bestände kommen aus dem zivilen Bereich zu uns.

Adolf Hänni: Der Kanton Uri verfügt über ein grosses Jagdgebiet mit vielen Jägern, weshalb uns jährlich auch eine Menge Jagdmunition abgegeben wird. Kleinere Entsorgungsbestände stammen schliesslich noch aus Beschlagnahmungen. Darunter befindet sich auch Pyrotechnik.

Was muss ich als Laie beachten, wenn ich alte Munition, Sprengstoff oder Pyrotechnik zum Beispiel im Keller meines Grossvaters finde? Wie verhalte ich mich richtig, und habe ich mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen?

Adolf Hänni: Wenn es sich um handelsübliche Munition oder Pyrotechnik handelt, kann diese problemlos bei einer Polizeistelle abgegeben werden. Bei Sprengstoff oder Sprengzündern empfiehlt es sich, die Polizei zu rufen. Wir begutachten die Explosivstoffe und entscheiden vor Ort über das weitere Vorgehen. Bei einer Meldung oder Abgabe an die Polizei braucht man keine rechtlichen Folgen zu befürchten.

Wie oft kommt es vor, dass alte Munition oder explosive Stoffe in privaten Haushalten gefunden werden?

Adolf Hänni: Solche Funde kommen oft vor. Vor allem, wenn jemand verstorben ist und die Nachkommen die Wohnung, das Haus oder den Geräteschuppen räumen.

RUAG

Als Technologiepartner der Schweizer Armee und der Blaulichtorganisationen ist RUAG der kompetente Partner, wenn es um die professionelle Delaborierung und Entsorgung von Munition und Explosivstoffen geht.

14 Standorte in der Schweiz und drei im Ausland
280 Lernende in 15 Berufen
Über 2500 Mitarbeitende

Blindgänger entdeckt?

Alte Munition, Sprengstoff und Pyrotechnik können bei jeder Polizei­stelle abgegeben werden. Eine vorgängige telefonische Anmeldung bei der örtlichen Polizei ist ­sinnvoll. Blindgänger entdeckt? Als Blindgänger bezeichnet man Munition, die nicht oder nicht vollständig explodiert ist – etwa, weil sie im Wasser, im Schnee oder auf ­weichem Boden gelandet ist. Deshalb gilt: Blindgänger nie berühren, Fundstelle markieren und den Fund sofort per ­Telefon +41 58 481 44 44 bei der Blindgängermelde­zentrale oder via Polizei­notruf 117 melden. RUAG nimmt keine Explosivstoffe direkt von privaten Personen entgegen.

Philipp Dubacher
Abteilungsleiter Munitions- und Equipmententsorgung

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