«Super Quote an Urner Leistungen»

Altdorf — Das neue Kantonsspital Uri nimmt Form an. In den letzten eineinhalb Jahren ist es vor allem in die Höhe gewachsen. Nun folgt der Innenausbau mitsamt der aufwendigen Gebäude- und Medizinaltechnik. Die Bauarbeiten verlaufen nach Plan: Ab Sommer 2022 wird das moderne Spital für die zeitgemässe Gesundheitsversorgung der Urnerinnen und Urner bereitstehen.
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image 33 , Dezember 2020
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tinto ag
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Valentin Luthiger
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Es ist ein föhniger Morgen Mitte Oktober. Baudirektor Roger Nager und André Deplazes, Leiter Amt für Hochbau, waren beide einige Tage nicht mehr auf der Baustelle des neuen Kantonsspitals Uri. «Zuletzt besuchte ich hier die kleine Aufrichtefeier», erklärt der Regierungsrat. «Und schon sieht alles wieder ganz anders aus», merkt André Deplazes an. Bis Ende Jahr wird nochmals einiges gehen: Dann wird die Gebäudehülle geschlossen sein. Das heisst, das Spital wird sein finales Volumen erreicht haben, das Flachdach wird dicht und alle Fenster werden eingebaut sein.

Welche Schritte stehen im neuen Jahr an?

Roger Nager: Die Baufirmen werden sich dann auf den Innenausbau konzentrieren können. In den Untergeschossen haben sie schon früher damit gestartet und mit dem Einbau der Haustechnik begonnen. Ein Spital erfordert enorm viel Technik. Vom Raumklima über das Notrufsystem für die Patienten bis zu den Luftanschlüssen muss alles genau bedacht, auf den Punkt und nutzerfreundlich umgesetzt werden. Diese anspruchsvollen Arbeiten benötigen ihre Zeit.

André Deplazes: Neben den Technikern, Elektroinstallateuren und Sanitären werden auch die Gipser nach wie vor stark gefordert sein. Sie ziehen in den offenen Flächen Leichtbauwände ein und strukturieren das Gebäude. Später folgt der Einbau der Unterlagsböden sowie der Boden-, Wand- und Deckenbeläge. Ganz am Schluss kommt die Medizinaltechnik wie MR- und CT-Geräte oder ganze Operationssäle, die fest installiert werden müssen.

Was braucht es nach Abschluss der Bauarbeiten, damit das neue Spital in Betrieb gehen kann?

André Deplazes: Im Sommer 2022 werden die ersten Patienten in der neuen Infrastruktur empfangen und behandelt. Die Inbetriebsetzung des fertigen Spitals wird zuvor ein knappes halbes Jahr in Anspruch nehmen. In dieser Zeit finden Inbetrieb- und Abnahmen statt. Bei den sogenannten integralen Tests werden ausserdem Ereignisse simuliert, um die Anlagen auf Herz und Nieren zu testen. Schliessen sich alle Klappen und Schutztüren bei einem Brandfall? Funktioniert alles richtig? In der Inbetriebsetzungsphase schauen wir ganz genau hin. Dabei gilt es zu verhindern, dass nach Bezug und während des Betriebs des Spitals Nachbesserungen vorgenommen werden müssen.

Roger Nager: Was die Anforderungen an die Sicherheit angeht, bewegt sich ein Spital in der Champions League. Da gibt es etwa Patienten zu bedenken, die sich nicht selbst evakuieren können. Solche Voraussetzungen sind bei der Planung berücksichtigt worden und werden uns auch bei der Inbetriebnahme nochmals fordern.

Wie liegen die Bauarbeiten aktuell im Zeitplan?

André Deplazes: Momentan können wir aber sagen: Es sieht gut aus, wir sind voll auf Kurs. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir bei der Baubewilligung und bei den Arbeitsvergaben keine Einsprachen hatten. Das ist bei einem solchen Auftragsvolumen alles andere als selbstverständlich. Schliesslich wird hier das bisher grösste Hochbauprojekt des Kantons Uri realisiert.

Inwiefern hat Corona die Baustelle beeinflusst?

Roger Nager: Glücklicherweise bisher nur marginal. Das haben wir der Bauleitung und den Unternehmen zu verdanken. Sie setzen die Schutzkonzepte optimal um und sind sehr diszipliniert. Doch die Situation verändert sich leider nach wie vor wöchentlich. Anpassungen und Schutz bleiben bei allen Beteiligten ein wichtiges Thema.

Und wie läuft es im Allgemeinen auf der Baustelle?

Roger Nager: Auch im täglichen Betrieb gibt es nichts zu beanstanden. Die Konzepte haben sich bewährt wie etwa die Erschliessung mittels Einbahnsystem. Die Baustelle wird generell als gut organisiert und sauber wahrgenommen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch unser Projektleiter René Mulle. Weiteren Dank gebührt den Anwohnern. Eine Baustelle dieser Dimension vor der Haustür zu haben, bringt Unannehmlichkeiten mit sich. Wir sind froh um das gute Einvernehmen.

André Deplazes: Einige Patienten haben uns gemeldet, dass sie es kurzweilig finden, die Bauarbeiten durch die Fenster zu beobachten. Bestimmt wird es andere geben, die sich eher daran stören. Umso wichtiger ist es für uns, dass wir den Spitalbetrieb möglichst nicht beeinflussen. Dabei dürfen wir stets auf eine enge und sehr gute Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital zählen.

Welche Anpassungen mussten am Bauprojekt vorgenommen werden?

André Deplazes: In der Projektierung zeigte sich, dass die bisherige Energiezentrale ersetzt werden muss. Diese befindet sich im 2. UG des Trakts C, der abgebrochen wird. Der Schutz dieses Herzstücks hätte sich aufwendig gestaltet. Zudem hätte der Grundwasserhöchststand ein enormes Risiko dargestellt. Deshalb hat der Regierungsrat den Ersatz der Anlage im Neubau nachträglich bewilligt. Weiter wurde die Tagesklinik von 8 auf 16 Betten erweitert, um den vermehrten ambulanten statt stationären Behandlungen Rechnung zu tragen.

Roger Nager: Das Kantonsspital hat früh viel Denkarbeit in den Neubau gesteckt. So konnten wir bald konkret werden und haben seither ausser den erwähnten keine weiteren grossen Anpassungen vornehmen müssen. Alle Entscheide werden natürlich nach wie vor politisch mitgetragen.

Wie viele Leute arbeiten zurzeit auf der Baustelle? Wie wirken dabei Urner Firmen mit?

André Deplazes: Aktuell sind 15 bis 20 Firmen auf Platz, Tendenz steigend. Zu Spitzenzeiten werden rund 150 Arbeiter vor Ort sein. Wer sich die Infotafel an der Spitalstrasse mit allen involvierten  Firmen ansieht, wird darunter viele Urner Unternehmen entdecken. Sie kümmern sich um die  Aushub-, Baumeister- und Flachdacharbeiten, die Elektro- und Lüftungsinstallationen, die Metallbau-, Maler-, Parkett- und Umgebungsarbeiten.

Roger Nager: 66% der Arbeiten, für die sich Urner Firmen beworben haben, konnten auch an solche vergeben werden. Das zeigt uns einmal mehr, dass Uri eine sehr leistungsstarke und wettbewerbsfähige Bauwirtschaft hat. Ich finde das eine super Quote. Sie ermöglicht es uns, das Geld, das wir für das Spital ausgeben, in den Urner Wertschöpfungskreislauf zurückzubringen.

Wie sieht es mit den Finanzen aus?

Roger Nager: Auch hier sind wir im Plan. Der Kostenvoranschlag beträgt aktuell CHF 119,8 Mio. mit 10% Toleranz. Alle Anpassungen sind berücksichtigt. Das Urner Volk hat 2017 im Vorprojekt CHF 115 Mio. plus / minus 15% gutgeheissen. Wir befinden uns also im Budgetrahmen. – Es ist in der Tat viel Geld, das wir in die Hand nehmen. Die Urner wollen sich das aber leisten, um ihre Gesundheitsversorgung für die nächsten Generationen zu sichern.

Erfahrene Schlüsselperson

Der Kanton Uri kann für den Um- und Neubau des Kantonsspitals auf viel Erfahrung vertrauen. So auch bei der Projektleitung seitens der Baudirektion. Seit Sommer 2017 nimmt René Mulle diese Funktion wahr. Aus seinen früheren Tätigkeiten bringt er mehrjähriges Know-how im Um- und Neubau von Spitalgebäuden mit: So war er etwa als Projektleiter für das Kantonsspital Nidwalden für den Ausbau und die Modernisierung verschiedener Spitalbereiche sowie für den Neubau des Bettentrakts für das Kantonsspital Obwalden verantwortlich.

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