Tüftler für mehr Profitabilität

Die technische Entwicklung sowie die Produktion für Seilbahnen und das Forstwesen zeichnet die Erzeugnisse der Schilter Seilbahn- und Metallbau GmbH aus Erstfeld aus. Das spezielle Flair für die luftigen Transportmittel wurde ihnen in die Wiege gelegt. Die Brüder Isidor (rechts auf dem Bild oben) und Lorenz (2. v. l.) Schilter begleiteten in Kinderjahren ihren Vater oft und gerne zum Holzen. Um einerseits die schwer erreichbaren Gebiete besser zu erschliessen und andererseits die geschlagenen Bäume einfacher abzutransportieren, baute dieser selbstständig Materialseilbahnen und gab seinen grossen Erfahrungsschatz den Söhnen weiter. 2004 gründeten Lorenz und Isidor Schilter ihr eigenes Unternehmen. Vor der eigentlichen Aufnahme ihrer Geschäftstätigkeit bauten die zwei gelernten Metallbauschlosser eigenhändig eine Werkhalle an der Reussstrasse. Seither realisieren sie Kundenprojekte für den Bau von Transportseilbahnen, führen Revisions- und Unterhaltsarbeiten durch oder stellen in der mechanischen Fertigung individuelle Kleinteile her. 2007 haben die Brüder zudem die Ürner Seilbüdä von Martin Indergand übernommen.
Innovation für ein Traditionshandwerk
Die Schilters tüfteln mit Leidenschaft und Ausdauer an Produkteoptimierungen. Zum Beispiel entwickelten sie für die Alpine Rettung Schweiz in Erstfeld ein Personenrollenfahrwerk, das bei der Bergung von verunfallten Gleitschirmpiloten oder bei Personenrettungen aus Seilbahnen zum Einsatz kommt. Die lokalen Auftraggeber lobten die Erfindung derart, dass nun die Ausstattung sämtlicher Schweizer Alpinrettungsstationen folgt. Ein schöner Erfolg für das KMU, in dem neben den beiden Geschäftsleitern drei Angestellte arbeiten. Im Fokus der technischen Weiterentwicklung steht aktuell der Funkchoker, der von den Entwicklern seit sieben Jahren akribisch optimiert wird. Er kommt zum Einsatz, wenn in schwierigem Gelände, etwa einem steilen Waldstück, grosse Holzmengen befördert werden müssen. Bei Seilarbeiten werden die Baumstämme mit dem Funkchoker, der mit dem von Schilters patentierten Chokerring verbunden ist, direkt zum Entladeplatz transportiert. Der Baggerfahrer oder die Kranführerin löst dort durch ein Funksignal den Verschlussmechanismus aus, damit die Holzstämme einzeln oder in Gruppen abgehängt werden können. Diese Innovation entlastet das Forstteam vom Betreten des Gefahrenbereichs, wo bis anhin manuell Baumstämme abgehängt werden mussten. Die im Sender integrierte Suchfunktion ermöglicht das Tracken der Funkchoker im Umkreis von bis zu 500 Metern. Die Akkus in Funkchoker und Sender sind wiederaufladbar und langlebig.
Wettbewerbsvorteile ausbauen
Um das interessierte Publikum vom Funkchoker zu überzeugen, nehmen Isidor und Lorenz Schilter regelmässig an Fachmessen teil. Sie schätzen den persönlichen Austausch mit Unternehmern sowie Forstprofis im In- und Ausland und demonstrieren ihre Erfindung gerne live. Dank deren leichten Gewichts und weiteren Extras ist die Schilter Seilbahn- und Metallbau GmbH führend in diesem Bereich – und gemäss eigener Einschätzung um einiges bekannter in Deutschland, Österreich und Italien als in der Urner Heimat.
Impulse durch Innovationspartner CSEM
Das Erstfelder Kleinunternehmen ist Partner des Alpintechnik-Clusters, einem Netzwerk aus spezialisierten Betrieben unter anderem im Transportbereich, das von der Standortförderung Uri gepflegt wird. Dies führte 2024 zu einem Besuch der clusterverantwortlichen Personen in ihrem Betrieb. Diese machten Isidor und Lorenz Schilter darauf aufmerksam, dass sie für die Weiterentwicklung des Funkchokers von den Innovationsdienstleistungen des Kantons profitieren können. Da die Brüder bereits seit längerer Zeit nach einem passenden Elektronik-Experten Ausschau hielten, traten sie dankbar mit den ihnen vermittelten Schlüsselpersonen Alexander Steinecker (links auf dem Bild) und Stefan Bitterli (2. v. r.) in Kontakt, die beim Schweizer Technologie-Innovationszentrum CSEM Industrieanwendungen entwickeln. Die Schilter-Brüder profitieren dank dieser Zusammenarbeit von interessanten Finanzierungsmöglichkeiten und vom Know-how zweier Spezialisten. Gemeinsam realisieren sie bis Ende Jahr einen Prototyp des neuen Funkchokers, damit die nächste Gerätegeneration bald erhältlich ist.
Im Gespräch mit Christoph Müller
Welche Erfahrungen machen Sie mit bestehenden Urner Unternehmen, und wie unterstützen Sie diese konkret?
Beim Erstkontakt fasziniert mich der Erfindergeist, die Leidenschaft sowie das Qualitätsbewusstsein von Unternehmerinnen und Unternehmern stets aufs Neue. Ich gebe ihnen Tipps und initiiere eine Vernetzung zu passenden Schlüsselpersonen in Wirtschaft, Bildung, Innovationsförderung oder der zuständigen Behörde. Diese Begleitung durch die Wirtschaftsförderung ist für Betriebe kostenlos. Dank der finanziellen Unterstützung des Kantons Uri an unsere Innovationspartner profitieren Urner Firmen zusätzlich von unentgeltlichen Beratungen und Coachings.
Wer gehört zu den erwähnten Innovationspartnern?
Bei Innovationsanliegen von Urner Unternehmen arbeiten wir eng mit ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz, CSEM und KMU-Help Urschweiz zusammen. Das ITZ unterstützt Start-ups und KMU aus allen Branchen von der Ideenentwicklung über die Strategie und Finanzierung bis zur Skalierung und Internationalisierung. Wenn es um Technologie geht, ist das CSEM (vgl. Text links) der richtige Ansprechpartner, das auch in den Bereichen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz oder Nachhaltigkeit bei Prozess- und Produkteentwicklungen weiterhilft. Der Verein KMU-Help Urschweiz bietet Unterstützung für Selbstständige, Führungskräfte und deren Familienangehörige zum Beispiel bei strategischen Entscheidungen, Nachfolgeregelungen oder Konflikten.
Was empfehlen Sie Urner Betrieben, die ein konkretes Innovationsanliegen haben und nicht weiter wissen?
Wir empfehlen diesen, direkt mit uns Kontakt aufzunehmen, damit wir uns ein Bild über ihr Anliegen machen können. Anschliessend führen wir sie mit dem passenden Innovationspartner zusammen.