Wasserkraft vom Palanggenbach

Altdorf — Etwas mehr als zwei Jahre nach dem Spatenstich war es kürzlich so weit: Das KW Palanggenbach lieferte ­erstmals Strom aus Urner Wasser­kraft. Es ist das 12. Kraftwerk­projekt, das EWA-energieUri zusammen mit Partnern in den vergangenen zwölf Jahren erfolgreich umgesetzt hat.
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image 37 , Dezember 2022
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tinto ag
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117 Gigawattstunden Strom aus Urner Wasserkraft. Das ist die Gesamtsumme nachhaltiger Energie, die EWA-energieUri zusammen mit Partnern in den vergangenen Jahren im Kanton Uri zugebaut hat. Wie wichtig dieser Zubau ist, zeigt die reale Gefahr einer möglichen Strommangellage diesen Winter auf. Daher zählt in der Schweiz jede zusätzliche Kilowattstunde Strom. «Für EWA-energieUri hat der Ausbau der ‹Erneuerbaren› im Kanton Uri schon seit der Gründung vor über 125 Jahren einen grossen Stellenwert. Unsere ­erfolgreich abgeschlossenen Kraftwerkprojekte der vergangenen Jahre zeigen dies eindrücklich auf», betont Werner Jauch, Vorsitzender der Geschäftsleitung von EWA-energieUri. Werner Jauch ist überzeugt: «Der Ausbau der ‹Erneuerbaren›, vor allem mit Fokus auf die Winterstromproduktion, muss auch in Zukunft in der Schweiz und hier im Kanton Uri konsequent weiter vorangetrieben werden. Nur so gelingt es uns, die internationale ­Abhängigkeit weiter zu verringern und die Versorgungssicherheit in der Schweiz nachhaltig und langfristig zu sichern.»

KW Palanggenbach bereits am Netz

Vier Monate früher als geplant liefert seit Kurzem auch das jüngste Urner Kraftwerk, das KW Palanggenbach, erneuerbare Energie aus Wasserkraft. «Das ist besonders bemerkenswert, da ein Grossteil der Bauzeit mitten in die Corona-Pandemie fiel», erklärt Heinz Niederberger, Projektleiter des KW Palanggenbachs, und ergänzt: «Neben personellen Ausfällen waren die nicht immer einwandfrei funktionierenden Lieferketten oder die fehlende Verfügbarkeit von Materialien eine enorme Herausforderung für das Projekt.» Dass das Kraftwerk ­bereits früher in Betrieb gehen konnte, ist gemäss Heinz Niederberger dem grossen Effort aller Beteiligten zu verdanken. Das neue Laufwasserkraftwerk, das seine Zentrale im Seedorfer Bodenwald hat, wird von nun an 11,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Gleichzeitig spart das neuste Partnerwerk von EWA-energieUri jährlich rund 14’000 Tonnen CO2 gegenüber der gleichen Produktionsmenge in einem Kohlekraftwerk ein. Neben dem Urner Energiedienstleister sind auch die aventron AG, die Korporation Uri und die Gemeinde Seedorf am KW Palanggenbach beteiligt. Im kommenden Frühling 2023 werden das Kraftwerk und der Stollen inklusive Wasserfassung ihre Tore für die Urner Bevölkerung öffnen.

Erfolgsrezept lokale Wasserkraft

Als CO2-freie Energieform leistet die Wasserkraft einen wichtigen Beitrag, um in der Schweiz den Wechsel von den fossilen auf erneuerbare Energien und damit die Dekarbonisierung des Energiesektors weiter voranzutreiben. Doch lokale Wasserkraft hat neben der grossen CO2-Einsparung noch weitere Vorteile, indem die Kraftwerke auch vor Ort Wertschöpfung generieren: Allein das KW Palanggenbach wird in Zukunft jährlich rund 90’000 Franken Wasserzinsen zugunsten der Korporation Uri leisten. Für die Gemeinde Seedorf und den Kanton Uri entstehen ausserdem neue Steuereinnahmen. Zudem wurden mit dem Kraftwerk auch umfassende ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen umgesetzt. So entstanden unter anderem am Attinghauser Giessen durch Ausdolen eines 200 Meter langen Abschnitts neue Lebensräume für Natur und Tierwelt. Werner Jauch ist überzeugt: «Das KW Palanggenbach zeigt exemplarisch auf, wie es heute möglich ist, Kraftwerkprojekte so umzusetzen, dass alle profitieren: Neben einer Stärkung der ­Versorgungssicherheit gewinnen auch die Natur von umfassenden Biodiversität-Projekten sowie Kanton, Korporation und ­Gemeinden von zusätzlichen Einnahmen.»

Potenzial «Erneuerbare» in Uri

Seit der Gründung von EWA-energieUri ist die lokale Wasserkraft Teil der DNA des Urner Energiedienstleisters. «Auch in Zukunft wird die Wasserkraft das Rückgrat der Urner Energieversorgung bleiben», ist Werner Jauch sicher. «Das Ausbaupotenzial der ­erneuerbaren Energien in Uri ist nach wie vor vorhanden. Dies hat unsere in diesem Jahr aktualisierte Potenzialstudie deutlich aufgezeigt. Sowohl bei der Wasserkraft wie auch bei Wind und Alpiner Sonne ist grosses Potenzial vorhanden. Wir wollen einen Teil davon nutzen und so insbesondere die Winterenergieproduktion weiter stärken.»

Wasserkraft

Die Wasserkraft ist mit einem Anteil von gut 60 % die wichtigste Energieart der Schweiz. Dasselbe gilt in Uri. Am meisten verbreitet sind Laufwasserkraftwerke. Allein EWA-­energieUri betreibt ­zusammen mit Partnern 15 solcher Kraftwerke. ­Daneben gibt es Trinkwasser- und Speicherkraftwerke (Stauseen). Das Potenzial bei der Wasserkraft in Uri ist weiterhin vorhanden. Insbesondere Speicherkraftwerke spielen für die Energieumlagerung vom Sommer in den Winter eine entscheidende ­Rolle. Deshalb strebt EWA-energieUri ab 2025 auch die Nutzung des KW Lucendro beim Gotthardpass an.

Von Wasserkraftprojekten profitiert auch die Natur. Im Rahmen der ökologischen Ausgleich- und Ersatzmassnahmen werden bei allen Kraftwerkbauten Projekte für Landschaft oder Gewässer umgesetzt, die der Biodiversität zugutekommen. So wurden etwa beim KW Erstfeldertal und KW Palanggenbach Aufwertungen für Natur und Tierwelt an der Reuss und am Attinghauser Giessen realisiert.

Windkraft

Heute deckt die Windenergie erst rund 0,2 % des Schweizer Strombedarfs, im Jahr 2050 sollen es laut Energiestrategie des Bundes 7 % sein. Auch im Kanton Uri macht die Windenergie nur einen kleinen Teil aus. Lediglich in der Gotthardregion wird Strom aus Windkraft produziert. Im Bereich der Windenergie ist im Kanton Uri ebenfalls Ausbaupotenzial vorhanden. Windkraft gilt dabei als ideale Ergänzung zur Photovoltaik.

Alpine

Sonne Viele Urnerinnen und Urner setzen bei ihrem Gebäude inzwischen auf Sonnenkraft. Am meisten Energie wird bei den PV-Anlagen im Urner Talboden in den Sommermonaten produziert. Um zukünftig aber auch im Winter viel Energie mit Sonnenkraft zu erzeugen, eignen sich primär Gebiete oberhalb der Nebelgrenze. Dort wird von alpiner Photovoltaik gesprochen. Aufgrund der Topografie hat der Kanton Uri auch in diesem Bereich Potenzial.    
 

KW Palanggenbach

Fassung : 866 m ü. M.
Zentrale : 510 m ü. M.
Druckleitung : 1678 m
Bruttogefälle : 356 m
Leistung : 3 MW
Jahresproduktion : 11,5 GWh
Investition : ca. CHF 21 Mio.

12 Kraftwerke in 12 Jahren

KW Palanggenbach
KW Erstfeldertal
KW Schächen
KW Gurtnellen
KW Bristen
KW Farb (Ausbau)
KW Seedorf
KW Bürglen (Ausbau)
KW Leitschach
KW Isenthal (Ausbau)
KW Stäubenwald
KW Dorfbach

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