Weltweit vernetzt – in Uri verwurzelt

Die Schweizer Pharmabranche zeichnet sich durch innovative Stärke und kompromisslose Qualitätssicherung aus und leistet mit Forschung und Produktion einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Wertschöpfung des Landes. Daran hat auch der 1668 in Darmstadt gegründete internationale Merck-Konzern einen erheblichen Anteil. Das weltweit älteste chemisch-pharmazeutische Unternehmen beschäftigt heute über 63'000 Mitarbeitende in 65 Ländern. Von den rund 2600 Angestellten an neun Standorten in der Schweiz wirken 120 in Altdorf. So gering diese Anzahl erscheinen mag, strategisch ist der Urner Standort von grosser Bedeutung. Hier wurden in den letzten Jahren zweistellige Millionenbeträge in die Technologie für die Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen und Chromatographiemedien investiert. Wirkstoff aus Altdorf wird weltweit zur Behandlung von Bluthochdruck und koronaren Herzerkrankungen eingesetzt. Die Chromatographiemedien werden von Kunden in der Produktion von biopharmazeutischen Wirkstoffen verwendet. Damit trägt der Merck-Standort in Altdorf dazu bei, die Verfügbarkeit von zielgerichteten Therapien für Krebs und andere schwer behandelbare Erkrankungen zu verbessern. Für die Realisierung braucht es Menschen, welche sie möglich machen.
Weltweit stehen Türen offen
In Altdorf starten jährlich drei bis fünf junge Frauen und Männer eine Ausbildung als Chemie- und Pharmatechnolog/-in, Chemie- und Pharmapraktiker/-in, Logistiker/-in, Laborant/-in und als Kaufmann oder Kauffrau. Nach erfolgreichem Lehrabschluss gibt es sowohl lokal als auch im globalen Merck-Umfeld Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Aber auch für Akademikerinnen und Akademiker aus den Bereichen Chemie, Pharmazie oder Ingenieurwesen ist der Standort eine attraktive Wirkungsstätte. Wie abwechslungsreich die Herausforderungen bei Merck sind, zeigen vier Mitarbeitende anhand ihrer aktuellen Projekte.
Energieumwandlung der Umwelt zuliebe
Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen gehört zu den strategischen Unternehmenszielen von Merck. Um sie zu erreichen, wird aktuell unter anderem ein komplexes Wassermanagementsystem aufgebaut. Darum kümmert sich der im Kanton Uri aufgewachsene Sandro Arnold. Er ist seit 2021 bei Merck als Projektleiter angestellt. Der Maschinenbau- und Elektrotechnikingenieur plant und installiert eine Kühlwasserrückkühlanlage. Diese senkt die Temperatur des erwärmten Kühlwassers ab und macht es für einen neuen Kühlzyklus nutzbar. Auch wenn Wasser im Kanton Uri heute ausreichend vorhanden ist, ist dies eine gute Investition in die Zukunft. Mit dieser Anlage kann besonders im Sommer, mit geringem Einsatz von elektrischer Energie aus der geplanten Photovoltaik, ein grosser Teil des Kühlwassers eingespart werden.
Auf der Karriereleiter nach oben
Der Bürgler Pirmin Bissig begann 2011 als Betriebselektriker bei Merck. Die Arbeiten an elektrischen Anlagen, an denen alle Zündquellen ausgeschlossen werden müssen, waren anfangs herausfordernd. Sie weckten in ihm aber auch den Wunsch, solche Anlagen zu planen und in Betrieb zu nehmen. Seither hat er eine Weiterbildung als Elektrotechniker HF abgeschlossen und seit einem Jahr ist er als Projektleiter tätig. Die neue berufliche Funktion, die Familie und das Verfassen der Diplomarbeit unter einen Hut zu bringen, war zeitweise eine schwierige Aufgabe. Mit der Unterstützung seines Arbeitgebers hat er diese Herausforderung erfolgreich gemeistert. Aktuell beschäftigt ihn besonders die Digitalisierung, die auch am kleinen Urner Merck-Standort auf dem Vormarsch ist. Prozessdaten wie Temperatur, Druck oder pH-Werte sollen künftig nicht nur elektronisch erfasst werden, sondern auch dauerhaft und unveränderbar archiviert und über das Firmennetzwerk zugänglich gemacht werden. Damit wird die Grundlage für weitere Prozessoptimierungen und Automatisierungsmassnahmen geschaffen.
Verantwortung von A bis Z
Mit der Erweiterung der im Jahr 2016 fertiggestellten Anlage für die Herstellung der Chromatographiemedien für die Biotechnologie steht das jüngste Projekt von Pascal Trutmann kurz vor dem Abschluss. Der bei Merck seit Jahren wachsende Bereich produziert die Prozessmedien für viele namhafte biopharmazeutische Unternehmen, die diese Produkte in der Wirk- oder Impfstoffproduktion einsetzen. Mit dem Projekt wird die Kapazität der Anlage um mehr als 50% gesteigert. Pascal Trutmann, seit 2008 bei Merck, betreut das Projekt von Beginn an, von der ersten Idee über die Kostenaufstellung, die Budgetgenehmigung bis zur Ausführung, Inbetriebnahme und den Schulungen. Die Terminkoordination mit den zahlreichen Projektbeteiligten wie Programmierern, Rohrleitungsbauern und Elektrikern gehörte dabei zu seinen bevorzugten Tätigkeiten. Preisschwankungen, Verzögerungen und unterbrochene Lieferketten stellten unerwartete Herausforderungen dar. Der Urner schätzt an seinem Arbeitgeber dessen Innovationsgeist, die vielfältigen Aufgabenbereiche und den starken Zusammenhalt im Team.
Für den Job nach Uri
Simon Büchele ist bei Bregenz in Österreich aufgewachsen und hat sich 2023 wegen seiner Anstellung bei Merck in Uri niedergelassen. Der Chemieingenieur mit Doktortitel schätzt hier das engagierte und proaktive Arbeitsumfeld an einem kleinen Produktionsstandort. Auch die intakte Natur und die Möglichkeit die Mittagspausen mit seiner jungen Familie verbringen zu können, sind für ihn wichtig. Als Ingenieur für Anlagensicherheit und Nachhaltigkeit implementiert er neue Technologien zur Energieoptimierung und zur Reduktion von Abfällen. Aktuell beschäftigt ihn das Recycling von Ethanol, welches bei der Herstellung der Chromatographiemedien als wässriger Abfall anfällt. In Zusammenarbeit mit externen Unternehmen und Forschungseinrichtungen wird dafür ein neuartiges Verfahren entwickelt, das auf der Verdampfung durch eine spezielle Membran beruht. Dies ermöglicht es, dass bereits verwendetes Ethanol in den Produktionsprozess zurückgeführt werden kann. Da der neue Prozess sehr energieeffizient ist, kann er zu einer erheblichen CO₂-Einsparung führen.